Politisch Einfluss nehmen als migrantischer Verband oder Verein
Wie können wir als migrantischer Verband oder Verein unsere Interessen und die unserer Mitglieder auf politischer Ebene vertreten? Und wo fangen wir am besten an? Diese und weitere Fragen wurden im Qualifizierungsseminar “Netzwerkmanagement und Interessenvertretung – Fokus: Politische Lobbyarbeit im Verband” geklärt. Dabei waren 8 migrantische Vereine und Verbände, die sich an zwei Tagen in Berlin zusammengefunden haben, um sich über ihren eigenen USP (Unique Selling Point), wirksame Vernetzung und praktische Beispiele gelungener Lobbyarbeit auszutauschen. Außerdem gab Gastreferentin Dr. Deniz Nergiz, Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates (BZI) praktische Impulse für die wirksame Lobbyarbeit im Verband.
Wie können wir überhaupt anfangen?
Am ersten Workshoptag standen der Lobbyprozess und die Strukturen politischer Entscheidungsfindung in Deutschland im Mittelpunkt. Die verschiedenen Bestandteile politischer Lobbyarbeit wurden erarbeitet und in Zusammenhang mit dem eigenen Verband und der bereits stattfindenden Lobbyarbeit gesetzt. Es wurde auch geklärt, wie wichtige politische Entscheidungsträger:innen identifiziert werden können, um effektiv auf politische Entscheidungen einwirken zu können. Anschließend ging es um die Auseinandersetzung mit den eigenen Mitgliedern, Handlungsfeldern und Interessen. Um diese in der Politik erfolgreich vertreten zu können, müssen sie klar strukturiert und definiert sein. Zuletzt wurden politische Entscheidungsträger:innen und relevante Prozesse für die eigenen Interessen thematisiert und Lösungsansätze diskutiert, wie politische Entscheidungsträger:innen gezielt angesprochen und für die eigenen Themen gewonnen werden können.
Effektive Lobbyarbeit braucht vor allem eines: Zeit
Im Austausch der Teilnehmenden wurde deutlich: Neben klaren Positionen und dem Wissen, wo im politischen Prozess angesetzt werden kann, sind Vernetzung, Kontinuität und Geduld besonders wichtig, um die eigenen Lobbyziele zu erreichen. Lobbyarbeit ist ein langfristiger Prozess, der oft erst Erfolg hat, wenn regelmäßig Zeit investiert wird. Das erfordert eine kontinuierliche Präsenz, manchmal Hartnäckigkeit und die aktive Beteiligung an politischen Prozessen, um politische Entscheidungsträger:innen davon zu überzeugen, sich für die Interessen migrantischer Selbstorganisationen einzusetzen. Darüber hinaus erhöht die Vernetzung mit anderen Akteur:innen in der politischen Landschaft die Chance, politischen Druck aufzubauen und den eigenen Themen und Anliegen Gewicht zu verleihen.
Und wie sieht das praktisch aus?
Einen spannenden Einblick und praktische Impulse lieferte Dr. Deniz Nergiz, Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates (BZI), sie seit Jahren erfolgreich die politische Lobbyarbeit des BZI mitgestaltet. Ihre Botschaft war klar: Kennt euren Verband und kennt den:die Anderen!
Dazu ist es wichtig, die Vision und Mission des eigenen Verbands oder Vereins als Fundament der Arbeit aufzustellen und zu reflektieren: Wer sind wir und was vertreten wir? Welche Mission verfolgen wir, um unsere Ziele zu erreichen? Und daraus folgt: Was ist unsere Vision? Die Mission in nur einem Satz zu formulieren, ist für viele Organisationen gar nicht einfach – hilft aber, sich auf das Wesentliche zu fokussieren (eine Hilfestellung findet sich im “Internen Bereich” der VAMOs-Plattform). Zusätzlich braucht es gute Vorbereitung auf Gespräche mit Entscheidungsträger:innen. Mit welcher Person oder Gruppe spreche ich und was ist diesen Gesprächspartner:innen wichtig? Hier hilft ein klares, auf die Gesprächsperson zugeschnittenes Briefing, das deutlich macht, welche Interessen und Forderungen die eigene Organisation hat und wie dies zu den Interessen der Person oder dem Gremium als Entscheidungsträger:in passt. Wenn sich Interessen des Verbands und der Gesprächspersonen gut ergänzen, können Vereine und Verbände eine fruchtbare Win-Win-Situation mit der Politik kreieren. In einem Rollenspiel am zweiten Tag konnten die Teilnehmenden dies auch praktisch üben und sich so auf ein Gespräch mit realen Entscheidungsträger:innen vorbereiten.
Insgesamt gab es eine Mischung aus Theorie und praktischen Instrumenten, um effektiv auf politische Entscheidungen einwirken und ihre Interessen erfolgreich vertreten zu können. Die Gruppe brachte darüber hinaus vielfältige Erfahrungen aus der eigenen politischen Arbeit mit und konnte voneinander lernen, um sich als wichtige Akteure in der politischen Landschaft zu positionieren und ihrer Stimme in der Öffentlichkeit Gewicht zu verleihen.
Ihr möchtet mehr über das Thema erfahren? Weitere E-Learning-Inhalte und Lernmaterialien rund um das Kompetenzfeld “Netzwerkmanagement & Interessenvertretung“ findet Ihr im “Internen Bereich” der VAMOs-Plattform.
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